Winni Biermann: „Ein Lied fährt um die Welt“ (VÖ 13.03.2015) am 14.03. zu Gast bei „Die Besten im Frühling – Die überraschende Show mit Florian Silbereisen“
Es ist früh am Morgen an einem beliebigen Wochentag. Winni Biermann sitzt im Führerhaus seines 40-Tonners, mit dem er Baustoffe vom Münsterland ins Ruhrgebiet fährt. Der Brummifahrer aus Bocholt singt dabei leidenschaftlich mit seiner wunderschönen Tenorstimme eine Opernarie oder ein Lied aus den 20er Jahren. Dieser jedem Klischee über die musikalischen Vorlieben von Truckern widersprechende Umstand war es, der ihn im Sommer 2014 zum beliebten Thema von Boulevardmagazinen im Fernsehen und in der Presse gemacht hat. Seitdem ist Winni Biermann der wohl bekannteste Trucker Deutschlands. Der Zufall wollte es, dass auch Sony Classical von dem ungewöhnlichen Tenor Wind bekam und Winni Biermann zu dessen eigener Überraschung einen Plattenvertrag anbot. „Ein Lied fährt um die Welt“ ist der Titel des ersten Albums von Winni Biermann, für das er seine Lieblingslieder aufgenommen hat.
Als Sänger ist Winni ein absoluter Spätstarter. Sein Schwager hatte ihn dazu überredet, es doch mal mit dem Singen zu versuchen und war von der Tenorstimme so angetan, dass er Winni mit zu den Proben des Männerchors Bocholt nahm. Winni war begeistert und als er abends nach Hause kam, verkündete er seiner Frau mit Stolz: Ich bin jetzt Sänger. Sein Ehrgeiz war geweckt. Er nahm privat Gesangsunterricht und das hat sich ausgezahlt. Ein Auftritt in der Essener Philharmonie vor 1800 Zuschauern gehört ebenso zu den bisherigen Highlights wie das WM-Finale, als er beim Public Viewing in Bocholt die deutsche Nationalhymne sang. Im Sommer 2014 hatte ihn ein Lokalreporter des Online-Senders Bocholt TV gefragt, ob er ihn mal beim Singen im LKW filmen könne, und der Videoclip verbreitete sich wider Erwarten so schnell, dass kurze Zeit später RTL, SAT1 und das ZDF sowie die Bildzeitung über den ungewöhnlichen Tenor berichteten.
Es gibt ihn also noch, den absoluten Glücksfall. Während in den letzten Jahren etliche junge Künstler in Casting-Shows ihr Glück versucht haben um eine Gesangskarriere zu starten, hat Winni, gestandener dreifacher Familienvater, der Zufall geholfen. Wenn Sony nicht zufällig den Bericht über Winni in „Hallo Deutschland“ gesehen hätte, wäre es wohl kaum zu dem Plattenvertrag für „denn Bokeltsen Tenor“ gekommen. So erfüllt sich plötzlich ein Traum, den Winni selbst kaum zu träumen gewagt hat. Einige Monate später steht er erstmals in einem professionellen Tonstudio, um dort sein Album aufzunehmen.
Das Repertoire auf „Ein Lied fährt um die Welt“ besteht aus Winnis Lieblingsliedern. Darunter sind Melodien von Rudolf Schock, Fritz Wunderlich oder René Kollo, die der jüngste Spross von neun Kindern in jungen Jahren bei seinen Eltern gehört hat. Ein sattes Dutzend Lieder hat sich Winni ausgesucht, darunter auch die berühmte Puccini-Arie „Nessun Dorma“, mit der damals Paul Potts seine spektakuläre Karriere startete. (Die Bildzeitung betitelte Winni gar als „Paul Potts aus dem Pott“). Das Lied „Ein Lied geht um die Welt“ des Ausnahmetenors Joseph Schmidt hat dem Album in leicht abgewandelter Form seinen Namen gegeben. Gassenhauer wie „Ob blond, ob braun, ich liebe alle Fraun“ (von Robert Stolz berühmt gemacht) und „Dein ist mein ganzes Herz“ (aus „Das Land des Lächelns“) stehen ebenso auf dem Programm wie das auf einer Chopin-Etüde basierende „In mir
klingt ein Lied“ und das Volkslied „Vor meinem Vaterhaus steht eine Linde“. Romantik („Dunkelrote Rosen“, „Caro Mio Ben“) und Lebensfreude („Schön ist die Welt“) sind die vorherrschenden Themen dieses Debüts, das sich ausnimmt wie ein wahrgewordenes Märchen.
Natürlich weiß Winni auch Luciano Pavarotti und Plácido Domingo zu schätzen, doch sein großes Vorbild ist Jonas Kaufmann, mit dem er sich jetzt sogar das Label teilt. Was für eine Ehre. Wie lange Winni Biermann noch seinem Motto „Morgens auf dem Truck, abends in den Frack“ treu bleiben kann, wird sich zeigen. Auch wenn bereits NBC in den USA von seiner außergewöhnlichen Geschichte berichtet hat („Watch out, Susan Boyle: Germany’s own unlikely star is on the rise.“), macht sich Winni noch keine großen Gedanken über die Zukunft, sondern genießt jeden Moment. „Ik kun wall huelen“, würde er jetzt wohl sagen – ich könnte vor Freude heulen. Dabei ist Winni es, der mit „Ein Lied fährt um die Welt“ noch vielen Menschen die Tränen der Rührung in die Augen treiben wird.