Willy Brandt – Dokumentarfilm im Ersten
Erinnerungen an ein Politikerleben / Film von Andrè Schäfer
Willy Brandt, der am 18. Dezember 100 Jahre alt würde, ist eine der großen deutschen und europäischen Politikerpersönlichkeiten. Er hat die Geschichte nach dem Zweiten Weltkrieg entscheidend mitgestaltet, zuerst als Regierender Bürgermeister von Berlin im Kalten Krieg, dann als Außenminister einer Großen Koalition, als Bundeskanzler der Bonner Republik und schließlich als langjähriger SPD-Vorsitzender mit großem internationalem Renommée.
Sein Lebensweg war der eines „anderen Deutschen“: Er floh 1933 vor dem Hitler-Regime nach Norwegen und engagierte sich im Exil im Widerstand. Dafür genoss er nach dem Krieg im Ausland hohes Ansehen. In Deutschland dagegen polarisierte er wie kaum ein anderer Politiker. Seine Gegner diffamierten ihn als Vaterlandsflüchtling, Bundeskanzler Adenauer redetet über ihn als „Willy Brandt alias Herbert Frahm“. Für seine Anhänger jedoch war er das Symbol für Aufbruch und Erneuerung in der deutschen Politik. Sein Leitbild war ein friedliches, modernes Deutschland, das sich aktiv mit dem Erbe der NS-Vergangenheit auseinandersetzt. Am entschiedensten setzte er dies in seinem Projekt der Ostpolitik durch, dessen eindrucksvolles Symbol bis heute der Kniefall vor dem Mahnmal der Ermordeten des Warschauer Ghettos ist. In der Bundesrepublik hätte ihn diese Politik um ein Haar die Kanzlerschaft gekostet, international brachte sie ihm Anerkennung und den Friedens-Nobelpreis ein. Auch innenpolitisch suchte Willy Brandt die Öffnung und Modernisierung der Gesellschaft – „mehr Demokratie wagen“ lautete der zentrale Gedanke seiner ersten Regierungserklärung. Damit mobilisierte der erste sozialdemokratische Bundeskanzler ganz neue Schichten: Für seine Wiederwahl im Jahr 1972 setzten sich ungeheuer viele junge Menschen, Künstler und Intellektuelle ein.
Der Film von André Schäfer erzählt zum 100. Geburtstag Willy Brandts die wichtigsten Stationen aus seinem politischen Leben und lässt den charismatischen Politiker für sich selbst sprechen – in seltenen und besonderen Archivbildern aus den Jahren des Exils, aus der Zeit als Regierender Bürgermeister von Berlin und der kurzen, aber so prägenden Spanne seiner Kanzlerschaft. Freunde und enge Weggefährten erinnern sich und zeichnen ein ganz persönliches Bild, darunter sein Sohn Peter Brandt, sein engster Mitstreiter Egon Bahr, die Journalisten Gerd Ruge, Gunter Hofmann, Werner Perger und Wibke Bruhns, enge Mitarbeiter wie Wolf-Dietrich Schilling, Klaus Harpprecht und Albrecht Müller, die Bonner Fotografen Josef Darchinger und Konrad R. Müller, und Elizabeth Spanjer-Fisher, eine heute 98-jährige Jugendfreundin aus der Zeit des Exils.
Quelle: ARD, DAS ERSTE
TV-Tip: Willy Brandt, Dokumentarfilm – Dienstag, 17. Dezember 2013 | 22:45 im ERSTEN