Michael Douglas exklusiv gegenüber neuH: „Die Ärzte sagen, ich sei absolut krebsfrei.“
Mr. Douglas, es ist noch nicht lange her, da fürchteten viele, dass man Sie wegen den Folgen einer heimtückischen Krebskrankheit nie mehr schauspielern sehen würde. Doch Sie meldeten sich eindrucksvoll zurück. Wie geht es Ihnen?
Es geht mir fantastisch. Die Ärzte sagen, ich sei absolut krebsfrei. Das ist natürlich eine echte Erleichterung. Es war ein großer Schock, wenn man dem Tod so nah ins Auge blickt. Die ganze Sache hätte sehr viel schlimmer ausgehen können. Hätte die Chemotherapie nicht angeschlagen, dann hätten sie mir den Kiefer entfernt. Keine schöne Vorstellung.
Es scheint, als wollten Sie nun alles aufholen, was Sie wegen der Krankheit verpasst haben, denn Sie drehen einen Film nach dem anderen. Oder ist arbeiten auch eine Art Therapie für Sie?
Ich musste drei Jahre pausieren wegen der Krankheit, aber ich war zum Glück in der Lage mich wieder ins Leben zurück zu kämpfen. Und ironischerweise bekomme ich nun die besten Rollenangebote seit langer Zeit. Das muss man Hollywood lassen: dort ist man wirklich immer offen für ein Comeback. Bin ich heute ein anderer Schauspieler als früher? Auf jeden Fall. Ich sehe meinen Beruf jetzt viel entspannter, habe nicht mehr das Bedürfnis, alles bis ins letzte Detail analysieren zu wollen. Rückblickend muss ich sagen, dass ich mir damit oftmals selbst den Spaß an der Freude nahm. Es gab einige Perioden in meiner Karriere, wo ich gar keine Lust mehr hatte auf die Schauspielerei. Mittlerweile genieße ich mehr, lebe im Moment und habe Spaß daran. Und genau das macht am Ende einen besseren Schauspieler aus mir.
Können Sie sich noch an den Grund erinnern, warum Sie Schauspieler werden wollten?
Als Kind wollte ich nie Schauspieler werden. Vielleicht hat es mich nie gereizt, weil meine Mutter und mein Vater beide Schauspieler waren. Ich war in meinem dritten Jahr an der Uni und konnte mich noch immer nicht für ein Hauptfach entscheiden. Ich war ein Hippie. Es war 1965. Da dachte ich mir: Theater ist einfach, also mache ich das. Ich war langsam, schüchtern und schlecht. Doch ich blieb dabei und wurde immer besser. Aber am Anfang war es sicherlich schmerzhaft mir zuzuschauen. Mein Vater war da sehr ehrlich mit mir, er sagte mir ins Gesicht: “Du bist schlecht, aber ich liebe dich trotzdem.”
Wenn Sie die Zeit zurückdrehen könnten, würden Sie die gleiche Wahl treffen?
Natürlich, wenn ich wüsste wie erfolgreich ich damit geworden bin, dann auf alle Fälle. Aber heutzutage sind 90 Prozent der Schauspieler arbeitslos. Da muss man die Schauspielerei schon wirklich lieben, um in diesem Feld Fuss zu fassen.
Haben Sie schon mal daran gedacht in Rente zu gehen?
In Rente zu gehen bedeutet, dass man glücklich ist, weil man nicht mehr arbeiten muss. Aber ich liebe meinen Job. Ich habe viel Spass, kann mich in das Leben eines anderen Menschen hineinversetzen, reise um die Welt, Leute sind glücklich mich zu sehen, ich komme ohne Warteliste in ein gutes Restaurant und bekomme dort einen guten Tisch – und oben drein werde ich noch dafür bezahlt zu tun was ich liebe. Warum sollte ich das aufgeben?
Leben Sie auch privat intensiver als früher?
Früher stand immer nur der Beruf im Mittelpunkt. Als junger Schauspieler habe ich alles kompromisslos der Karriere untergeordnet – und am Ende dafür den bitteren Preis bezahlt. Heute ist das definitiv anders, ich habe aus meinen Fehlern gelernt. Ich will meine Kinder aufwachsen sehen. Möchte, dass sie in einem stabilen Umfeld aufwachsen, will ihnen Werte vermitteln und sie gemeinsam mit meiner Frau zu verantwortungsvollen Menschen erziehen. Familie geht mir über alles. Ich bin ein ausgesprochener Familienmensch. Je älter ich werde, desto mehr schätze ich die Strukturen eines geregelten Familienlebens.
Sie scheinen in den vergangenen Monaten sehr hart gekämpft zu haben, um das Auseinanderfallen der Familie zu verhindern?
Wir leben in einer Wegwerfgesellschaft. Alles ist kurzlebig und austauschbar. Da ist es wichtig, dass man gewisse Werte im Leben erhält. Und dazu gehört es auch, um Beziehungen und Ehen zu kämpfen. Man darf nicht zu schnell aufgeben. Das Leben besteht aus Höhen und Tiefen, beides muss man entsprechend meistern. Ich bin zuversichtlich, dass meine Familie nicht zerfällt. Ich werde jedenfalls alles dafür tun.
Sie scheinen einen wichtigen Schritt weiter zu sein, man sieht Sie wieder öfter lachend mit Ehefrau Catherine?
Ja, ich habe in den letzten Monaten viel gelernt. Unter anderem, dass eine Ehe ist wie eine Orchidee. Sie braucht ständige Pflege, nur so kann sie wachsen und blühen. Man darf niemals seine Ehe als etwas selbstverständliches ansehen. Wir versuchen ständig unsere Energie und Aufmerksamkeit fremden Leuten zu geben, um diesen zu zeigen wie nett wir doch sind (lacht.) Und dabei vergessen wir total, dass eigentlich unser Partner diese Aufmerksamkeit bekommen sollte und wir uns eigentlich nicht um die anderen Leute scheren sollten.
Haben Sie Liebe früher anders betrachtet als heute?
Oh ja, auf jeden Fall. Als ich 25 Jahre alt war, habe ich Liebe mit meinem unteren Körperteil ausgeübt, heute fühle ich die Liebe im Kopf.
Woher nehmen Sie die Energie, an so vielen Baustellen gleichzeitig aktiv zu sein?
Meine Kinder sind mein Jungbrunnen. Mit ihnen Zeit zu verbringen, lässt mich gedanklich wieder Teenager sein (lacht.) Ich bekomme zudem sehr viel zurück für meine Arbeit mit verschiedenen Hilfsorganisationen, bin etwa als Botschafter des Friedens für die Vereinten Nationen tätig, engagiere mich für Menschen mit Krebs und helfen Drogenabhängigen bei der Bekämpfung ihrer Sucht. Das ist mir besonders wichtig, weil mein Sohn Cameron ja leider selbst den Drogen verfallen ist. Anderen zu helfen, das ist wie eine Bestimmung geworden für mich. Ich bin in einem Alter, wo man sich mehr überlegt, was man eigentlich hinterlässt auf dieser Welt, wenn man mal gehen muss. Meine Filme sind das eine, aber ich möchte auch gerne auf menschlicher und gesellschaftlicher Ebene etwas mehr leisten, was Bestand hat. Mein Credo ist es, die Erde ein bisschen besser zu verlassen, als ich sie vorgefunden habe. Daran arbeite ich momentan noch.
Ist es einfacher Vater zu sein, wenn man bereits etwas älter ist?
Meine Meinung ist: Warte bist du älter bist. Kümmere dich zuerst um deine Karriere und versuche ein finanzielles Polster aufzubauen. Heutzutage ist es für Frauen kein Problem Kinder mit Mitte bis Ende 30 zu bekommen und für Männer sogar bis in die 50. Man sollte versuchen sein eigenes Leben zu sichern bevor man die Verantwortung für Kinder auf sich nimmt. Wenn man älter ist, muss man sich nichts mehr beweisen. Man fühlt sich wohl in der eigenen Haut und akzeptiert ganz einfach wer man ist.
Ihr Sohn Cameron sitzt wegen Drogen im Gefängnis. In ihrem neuen Film “Das grenzt an Liebe” hat Ihr Filmsohn auch ein Drogenproblem und muss ins Gefängnis. Sind solche Passagen schwer zu drehen?
Mein Sohn ist nicht im Gefängnis weil er “nur” ein Drogenproblem hat – wie wir alle wissen. Dann wäre es schon längst wieder auf freiem Fuss. Er hat auch mit Drogen gehandelt, das macht die Sache komplizierter. Aber nun kommt er früher frei als gedacht, im März 2017 soll er entlassen werden. Ich fiebere dem Tag entgegen und ich bin sicher, Cameron wird sein Leben in den Griff bekommen. Wir sind als Familie für ihn da.
Quellenangabe (neuH.com)