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Leonard Lansink: 25 Jahre Wilsberg

Am 20. Februar 1995 ermittelte Georg Wilsberg (Leonard Lansink) zum ersten Mal im ZDF. In der Jubiläumsfolge „Wellenbrecher“ am Samstag, 8. Februar 2020, 20.15 Uhr, zieht es den Münsteraner Privatdetektiv in den hohen Norden: Auf Norderney versucht er, Licht in das Dunkel eines erbitterten Erbstreits zu bringen, und trifft dort auch auf bekannte Gesichter aus seiner Heimat. Bereits am Vortag ist der Film in der ZDFmediathek abrufbar. Mit im vergangenen Jahr durchschnittlich rund sieben Millionen Zuschauern und 12,7 Prozent Marktanteil auch bei den 14- bis 49-Jährigen gehört die Samstagskrimireihe zu den erfolgreichsten ZDF-Formaten.

Statistik zum Jubiläum: In den bisher ausgestrahlten Folgen gab es 107 Mordopfer – 60 Männer, 34 Frauen, sieben Hühner und einen Zuchthengst. Unter den Opfern waren unter anderem sechs Priester, sechs Prostituierte, drei Finanzberater, drei Krankenschwestern, drei Anwälte, drei Landwirte und zwei Ärzte. In der Folge „Bielefeld 23“ sowie den Weihnachtsfolgen „Oh du tödliche …“ und „Alle Jahre wieder“ gab es keine Mordopfer. Wilsberg hat insgesamt 21 Morde verhindern können.

„Dass wir nicht so blutrünstig sind, ist eines unserer Erfolgsrezepte“, erklärt Martin R. Neumann, der für das ZDF-Format verantwortliche Redakteur. Für Hauptdarsteller Leonard Lansink war die Titelrolle ein „Lottogewinn“ und auch gesundheitlich sehr positiv: „Weil Georg Nichtraucher ist, habe ich mich durchs Drehen an den Nikotinmangel gewöhnt und das Rauchen tatsächlich auch im wirklichen Leben ganz aufgegeben.“

Vom 17. März bis zum 27. Mai 2020 entstehen in Münster und Köln zwei weitere „Wilsberg“-Krimis mit den Arbeitstiteln „Aus heiterem Himmel“ und „Social Scoring“. Regie führt Dominik Müller. Ausstrahlungstermine für die 71. und 72. Folge stehen noch nicht fest.

Hätten Sie sich solch eine Langlebigkeit der Reihe damals beim Start vorstellen können?

Nein, danach sah es gar nicht aus. Ursprünglich handelte sich bei dem Format ja um einen „Fernsehfilm der Woche“ – eine Erfindung des damaligen ZDF-Fernsehspielchefs Hans Janke mit Ausstrahlungen montags abends. Doch nach ein paar Folgen wurde „Wilsberg“ auf den prominentesten aller Sendeplätze, auf den Samstag um 20.15 Uhr, befördert. Diesen Erfolg und diese tolle Entwicklung konnte niemand voraussehen.

Wie erklären Sie sich das? „Wilsberg“ hat inzwischen Kultstatus.

Wilsberg ist ein Normalo mit all den Macken, die jeder hat oder kennt. Und schafft es trotzdem, seine Fälle und Probleme zu lösen. Außerdem können sich die Zuschauer mit unserem familiären Gespann identifizieren: Anna, Ekki, Alex, eigentlich auch Overbeck, und ich.

Sind die Hauptdarsteller auch nach Drehschluss fast wie eine Familie?

Alle freuen sich, wenn wir uns für den nächsten Dreh wiedersehen. Es ist dann so wie nach Hause kommen. Ich erinnere mich an keine größeren Streitereien untereinander. Wir geben uns alle Mühe, dass die Kollegen, die nur gelegentlich oder für eine Episode dabei sind, eine sehr angenehme familiäre Atmosphäre vorfinden.

Wie hat diese Dauerrolle Ihr Leben verändert?

Die wenigsten Schauspieler haben ein langfristig gesichertes Einkommen. Für mich war „Wilsberg“ ein Lottogewinn. Früher habe ich die eine oder andere Rolle gespielt, um Geld zu verdienen. Das muss ich dank dem „Wilsberg’schen Grundgehalt“ nicht mehr. Aber auch in gesundheitlicher Hinsicht war die Rolle sehr positiv: Weil Georg Nichtraucher ist, habe ich mich durchs Drehen an den Nikotinmangel gewöhnt und das Rauchen tatsächlich auch im wirklichen Leben ganz aufgegeben. Und wie meine Figur, die anfangs doch recht wortkarg war, kriege ich auch privat inzwischen mehr den Mund auf und wirke auf meine Mitmenschen so sicher freundlicher.

Fühlen sich nach den langjährigen Dreharbeiten der Stadt Münster in besonderer Weise verbunden?

Fast die Hälfte des Jahres verbringe ich durch die Dreharbeiten in NRW – abseits meines eigentlichen Hauptwohnsitzes Berlin. Für mich ist Westfalen eh Heimat, da ich in Hamm geboren wurde. Ich bin ja selbst ein typischer Westfale: ruhig und eine coole Socke. Das macht mich in dieser Rolle vermutlich auch so glaubwürdig. Genauso wie die „Rosenheim-Cops“ hauptsächlich mit Bayern besetzt werden, passe ich nach Münster. Eine wunderschöne Stadt! Erst recht, nachdem ich meine heutige Frau dort kennengelernt habe. Und wir haben gerade unser verflixtes siebtes Ehejahr ohne Blessuren und glücklich hinter uns gelassen.

Wird Wilsberg denn auch mal den Bund der Ehe eingehen?

Georg wird niemals heiraten. Nicht einmal Anna Springer wird es schaffen, mit Wilsberg jemals aufs Standesamt zu gehen – privat. Und das ist auch gut so.

Hätten Sie Interesse, wie Georg ein eigenes Antiquariat führen?

Eher nicht. Ich lese zwar sehr gerne, brauche aber keine klassisch gebundenen Bücher, verschlinge Romane auch gerne auf meinem Tablet.

Wie halten Sie sich körperlich fit?

Ich gehe mit unseren Hunden täglich Gassi. Wir haben ja inzwischen zwei. Da ist einmal mein treuer, lieber Labrador Arthur. Meine Frau wollte einen eigenen. Da haben wir Holly, eine kleine quirlige Hündin, aus dem Tierheim geholt. Die beiden Vierbeiner haben wir auch zu den Dreharbeiten für die Jubiläumsfolge „Wellenbrecher“ auf Norderney mitgenommen. Drei Wochen fast wie Familienurlaub.

Warum eigentlich Norderney?

Was viele nicht wissen: Die Insel kann man als den nördlichsten Stadtteil von Münster bezeichnen. Es ist wirklich so: So wie der Hamburger nach Sylt fährt, reist der Münsteraner nach Norderney. Das hat unser Team auch beim Drehen gemerkt: Wir wurden auf der Insel auffällig oft von Touristen aus dem Münsterland angesprochen.

Was macht Sie bei dem Jubiläum besonders stolz?

Neben der großen Beliebtheit beim Publikum freut mich, dass wir für so manchen heutigen Fernsehstar eine Art Geburtshelfer waren. Viele von ihnen hatten ihren ersten großen TV-Auftritt bei uns: Rebecca Immanuel, Max Herbrechter (ab Februar der neue Kommissar in der ZDF-Serie „Der Staatsanwalt“), Pierre Besson (seit einigen Jahren bei der „SOKO Köln“), Astrid M. Fünderich (heute selbst Stuttgarter „SOKO“-Chefin) und ihr Serienkollege Karl Kranzkowski… Caroline Peters (von den Eifelkrimis) spielte schon 2005 bei uns mit, auch Marie Zielcke schon lange vor ihrem Durchbruch. Aber bei den beiden spürte ich damals: Von denen wird man noch viel hören und sehen. Ich war immer glücklich mit unseren Besetzungen, auch wenn Episodendarsteller immer nur ein paar wenige Drehtage gebraucht werden, weil es in jedem Fall mehrere Verdächtige samt Angehörigen gibt.

Freuen Sie sich schon auf das nächste „Wilsberg“-Jubiläum?

Natürlich. Als wir die 50. Folge feiern konnten, dachte ich, 75 ist die nächste großartige Zahl. Heute rückt die 75 schon bedrohlich nahe, so dass ich mich eigentlich auf die 100. Folge freue. Wenn es mir nach mir geht, spiele ich Georg Wilsberg noch viele Jahre.

Das Interview führte Christian Schäfer-Koch.

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