Jon Flemming Olsen alias „Ingo“ aus Dittsche
Was für eine Verschwendung. Jon Flemming Olsen verfügt über gleich drei Namen, die, in ihrer leicht sperrigen Schönheit, jeder für sich als Künstlername durchgehen könnten. Wirklich bekannt ist er aber unter keinem von ihnen. Dafür umso mehr unter seinen zahlreichen Pseudonymen: „Ingo“ wird er von Dittsche und dessen TV-Gemeinde gerufen, wenn Olsen in seiner Paraderolle als Imbisswirt der Eppendorfer Grillstation dem Protagonisten allabendlich das Bier öffnet – seit mittlerweile über 170 Sendungen. Mit seiner Band Texas Lightning galoppierte er unter dem Alias „The Flame“ bis zum Eurovision Song Contest nach Athen, mit der zugehörigen Single „No No Never“ bis an die Spitze der Charts. Als „Fritten-Humboldt“ bereiste er die Imbissbuden der Republik und wurde mit seinem kurzweiligen Expeditionsbericht anschließend unverhofft zum Bestseller-Autor.
Nun hat Jon Flemming Olsen ein Solo-Album aufgenommen. Und das trägt, neben dem Titel „Immer wieder weiter“, eine echte Besonderheit auf dem sorgsam gestalteten Cover: Seinen Namen, den vollständigen. Vielleicht, weil es einfach mal an der Zeit war. Ganz sicher aber, weil es das bisher persönlichste Projekt ist, mit dem er sich an die Öffentlichkeit wagt. Begleitet von einem rein akustischen Instrumentarium, seinen Freunden Laurens Kils-Hütten am Kontrabass und dem Banjo-Virtuosen Markus „Schnellfinger“ Schmidt singt Olsen Lieder vom Aufbruch und von der Einkehr, Humorvolles trifft auf Introvertiertes, Eigenes auf Bekanntes. Letzteres allerdings in immer sehr eigenen Bearbeitungen: So verwandelt sich The Sweets „Ballroom Blitz“ zu „Karl-Heinz Schmitz“, der Disco-Kracher „Blame it on the Boogie“ in das verblüffend komische „Deine Mutti“ – ganz ohne Drums und Horn-Section. In Olsens eigenen Kompositionen überwiegen dagegen die eher nachdenklichen Momente, wenn er etwa in „Tanz durch den Müll“ von all dem emotionalen Treibgut singt, das sich unweigerlich im Laufe einer Beziehung ansammelt; und von dem Wunsch, sich trotzdem weiter nahe sein zu wollen, ohne die vielen Stolperfallen zu vergessen. Wie ein Fazit des Albums klingt „Nicht Amerika“, das den Abschied von Kindheitsträumen markiert, und zugleich das Ankommen in der Realität, der Heimat und der eigenen Musik.
Ob mit Träne oder Zwinkern im Augenwinkel: Jedes Wort und jeder Ton der Songs sind ganz und gar Olsen. Sein Sound und sein Mutterwitz bilden gemeinsam den Fluss, der sich durch die vielfältige Landschaft dieses Albums windet; durchsetzt mit musikalischen und inhaltlichen Stromschnellen, gebremst von ruhigen Läufen, aber immer wieder weiter.
Flemmings erstes Solo-Album erscheint am 31. Januar 2014!