10 Jahre „Der Kriminalist“ mit sieben neuen Folgen ab 02.09.2016
freitags| ZDF | 20:15 Uhr
von Jutta Kämmerer / Redakteurin
Ein neuer ZDF-Freitagskrimi startete im Spätherbst 2006 und geht nun, 10 Jahre und mehr als 80 Folgen später, erneut auf Sendung mit sieben neuen Folgen. Mitten in den Dreharbeiten der 11. Staffel und schon an der Bucharbeit für die 12. Staffel wollen wir uns – und Sie! – gerne an gut zehn Jahre, an zehn gute Jahre, „Der Kriminalist“ erinnern.
Waren wir uns „damals“ unserer Sache sicher? Konnten wir uns des andauernden und wachsenden Zuspruchs eines „verwöhnten“ ZDF-Krimi-Publikums gewiss sein? Was wir einschätzen konnten, worauf wir sehr bald schon während der Entwicklung selbstbewusst setzten, waren die Originalität des Formats und die Attraktivität des Protagonisten. Das galt für die Figur des viktimologisch agierenden Kriminalisten gleichermaßen wie für ihren Darsteller, den Schauspieler Christian Berkel. Wir wussten: Das ist die ideale Paarung.
Ein Berliner Hauptkommissar des LKA also, der ganz ungewohnt an die Sache herangeht, der als Viktimologe, wie es manchmal scheint, das Pferd von hinten aufzäumt. Denn anders als ein Profiler, dessen Blick auf die Tat und die Motivation des Mörders gerichtet ist, beschäftigt sich der Viktimologe zunächst ausschließlich mit den ursächlichen Zusammenhängen aus der Welt des Opfers. Das war und ist jedes Mal aufs Neue eine Herausforderung für unsere Autoren. Denn für sie bedeutet das: Die spannendste Figur ihrer Geschichte muss geopfert werden und das gleich zu Beginn des Films. Wie aber wird diese dann für die Zuschauer erfahrbar? Durch Bruno Schumanns spezielle Methode! Er versteht es, durch die ihm eigene Empathie und sein Vertrauen in die eigene Intuition, den Menschen, der durch ein Verbrechen zu Tode gekommen ist, in seiner Vorstellung wieder „aufleben“ zu lassen. Durch diese Schumann-Perspektive, die der Film im weiteren Verlauf nie verlässt, erfährt der Zuschauer eine jeweils fesselnde Geschichte. Und es ist nicht die Geschichte des Täters, sondern es ist die Geschichte und es bleibt das Drama des Opfers. Angesichts unserer weit verbreiteten täterorientierten gesellschaftlichen und medialen Wahrnehmung sind wir darauf im Übrigen auch richtig stolz!
Inzwischen können sich die Zuschauer seit 10 Jahren darauf verlassen, dass sie einen themenorientierten, intensiven, emotionalen und nachwirkenden Krimi zu sehen bekommen. Dafür stehen auch unsere Regisseure, die allesamt Kreativität und Stilsicherheit mitbringen. Ihre jeweilige Handschrift bricht sich Bahn in der eigenen Tonalität eines jeden Films, denn die überrascht stets aufs Neue, da sie sich konsequent aus dem speziellen Drama ableitet. Zu unseren Stammregisseuren zählen der erfahrene Grimme-Preisträger Christian Görlitz mit seinem feinen Gespür für die Figurenpsychologie oder der sehr visuell arbeitende Regisseur Filippos Tsitos. Daneben engagieren wir auch gerne Nachwuchs-Regietalente wie zuletzt Stephan Lacant („Freier Fall“) oder aktuell Theresa von Eltz, die gerade für ihr Spielfilmdebüt „4 Könige“ mit vielen Preisen, u.a. der LOLA in Bronze, ausgezeichnet wurde.
Neben all dem Guten und Geglückten hatten wir leider auch einen sehr traurigen Schicksalsschlag zu verkraften. Der wunderbare und so besondere Schauspieler Frank Giering, der von Beginn an dem Kriminalisten als Henry Weber zur Seite stand, verstarb plötzlich, für uns alle unerwartet. In Folge 39 („Tod eines Begleiters“) wird Henry Weber beigesetzt – sein Herz hatte plötzlich aufgehört zu schlagen. Frank Giering bleibt in unserer Erinnerung und in unserem Herzen.
Auf Frank Giering folgte Janek Rieke. Als Max Winter gehört er seither gemeinsam mit Anna Blomeier (seit 2013 in der Rolle Esther Rubens) zum Team des Kriminalisten. Susan Anbeh als Schumanns geliebte Gefährtin, Antonia Holfelder als Assistentin Inge Tschernay und Niels Nelleßen als Gerichtmediziner Dr. Timo Hildebrandt sind von der ersten Stunde an dabei.
In der Auftaktfolge der neuen Staffel („Asche zu Asche“) verabschiedet sich nun Janek Rieke. Ihm folgt Schauspieler Timo Jacobs als neues Teammitglied Jan Michalski. Jan hat bei der Schutzpolizei gelernt und ist 15 Jahre lang Streife gefahren. Er brauchte Veränderung, zumal er es einfach satt hatte, weggeschickt zu werden, wenn es interessant wurde, nämlich immer dann, wenn der Kriminalist und seine Kollegen auftauchen.
Last but not least – ein „Geschenk“ gibt es auch zum 10-jährigen Jubiläum: Im Herbst diesen Jahres drehen wir zum ersten Mal den „Kriminalist“ in Spielfilmlänge!