Der Alte – Interview mit Jan-Gregor Kremp
Wie man es nimmt. Man kann auch sagen: „Der Alte“ ist endlich wieder der Alte! Denn er hat zwei deutlich jüngere Kollegen an seine Seite bekommen, die ihm nun im wahrsten Sinne zu schaffen machen. Alte Gewohnheiten werden hinterfragt, junge Eigenarten ebenso: Seit wann kommt man mit einem Klapprad und püriertem Gemüse zur Arbeit? Woher hat die junge Dame ihr Selbstbewusstsein? Ist das digitale Zeitalter noch viel digitaler als bisher gedacht? Wieso ist ein 3D-Drucker für Ermittlungen unerlässlich? Auch väterliche Gefühle werden geweckt, und Mörder zu überführen, fühlt sich plötzlich noch einmal ganz neu an. So erlebt Richard Voss den Einzug der beiden Kollegen Tom Kupfer und Annabell Lorenz. Die Besetzung mit Stephanie Stumph und Ludwig Blochberger ist für Jan-Gregor Kremp und uns, das ganze Team, ein vielversprechender Volltreffer. Wir hoffen, dass unser Publikum es ähnlich empfinden wird, neuen Spaß am „Alten“ hat oder ihn ab dem 2. Oktober 2015 gar für sich neu entdeckt.
Interview mit Jan-Gregor Kremp
Herr Kremp, seit 2012 sind Sie als Kriminalhauptkommissar Richard Voss zu sehen. Wie geht es Ihnen mittlerweile mit der Rolle?
Als ich 2011 zu drehen anfing, wurde ich oft gefragt, ob ich nicht zu jung sei für den „Alten“, und ich habe immer brav geantwortet, dass mit der „Alte“ der Chef gemeint ist und nicht die Gebrech-lichkeit eines Hauptkommissars. Wenige Folgen später wurde in Erwägung gezogen, meinen weißen Bart vielleicht dunkel zu färben, damit der Herr Hauptkommissar etwas jünger aussieht. Nach mittlerweile vier Jahren mit Richard Voss, haben wir alle gemeinsam beschlossen, dass Herr Voss, der mir sehr ans Herz gewachsen ist, in Würde altern darf. Allerdings gibt es ein paar Bedingungen: Er muss weiterhin am Ball bleiben, authentisch und offen für Veränderungen sein, er darf seinen Humor nicht ver-lieren, und natürlich muss das Publikum ihm weiterhin gewogen bleiben.
Als Richard Voss sind ein ausgeprägtes Gerechtigkeits-empfinden und psychologisches Gespür für Sie charak-teristisch. Wie nah sind Ihnen diese Eigenschaften auch persönlich?
Ich bemühe mich, meinem Gerechtigkeitsempfinden Ausdruck zu verleihen, was gerade in diesen Zeiten wichtig ist. Und als Schau-spieler, der sich in andere Menschen hineindenken und fühlen muss, ist die Arbeit mit der Psyche eines Menschen unabding-bares Handwerkszeug.
In den neuen Folgen stoßen Stephanie Stumph und Ludwig Blochberger als Neuzugänge zum Team der Mordkommission. Die beiden sind jung, ziemlich forsch und selbstbewusst. Daran müssen sich Richard Voss und Gerd Heymann erst noch gewöhnen …
Ja, da müssen sich der gute Herr Voss und sein Kollege Heymann so einiges anhören, und da gibt’s dann auch mal Reibereien, aber die sind ja auch das Salz in der Suppe, gell?! Und meistens profitiert man ja auch voneinander. Die Jungen von den Alten und umgekehrt. Wie im richtigen Leben.
Stephanie Stumph und Ludwig Blochberger haben trotz ihres noch relativ jungen Alters mit Anfang 30 beide schon eine beachtliche Fernsehkarriere absolviert. Kannten Sie die beiden schon von anderen Projekten, und wie läuft die aktuelle Zu-sammenarbeit?
Den Ludwig kannte ich schon von der gemeinsamen Arbeit und wusste, dass er ein wunderbarer Schauspieler ist. Jetzt, nachdem wir mehrere Folgen im Gepäck haben, kann ich auch sagen, dass es ein Vergnügen ist, mit einem so klugen und humorvollen Kol-legen Zeit zu verbringen. Bei Stephanie war das anders. Ich hatte noch nicht mit ihr gearbeitet, wusste nur, dass sie die Tochter von Wolfgang Stumph ist, und war durchaus gespannt, was da auf mich zukommt. Und nun erlebe ich eine komplett bodenständige Person, immer gut gelaunt, immer professionell, eine absolute Wundertüte, die unser Herz im Sturm erobert hat! Glauben sie mir, die beiden geb‘ ich so schnell nicht mehr her!
Woran liegt es Ihrer Meinung nach, dass das Publikum dem „Alten“ so treu ist?
Vielleicht, weil Treue belohnt wird?! Vielleicht, weil die Zuschauer wissen, was sie bekommen?! Vielleicht, weil’s beim „Alten “ nicht ganz so blutig ist?! Vielleicht, weil das Format ein guter „alter“ Bekannter ist?! Vielleicht, weil „Der Alte“ schon Kult ist?! Mir ist alles recht!
Sie stammen gebürtig aus Nordrhein-Westfalen. Wie gefällt es Ihnen, in München, die auch als „Weltstadt mit Herz“ be-zeichnet wird, tätig zu sein? Wie erleben Sie die Stadt und ihre Bewohner?
Ich kenne München schon lange, ich war ja schon mal sieben Jahre am Theater dort. Mein Sohn ist dort geboren. Es gibt so vieles, was mich mit München verbindet, außer Weißwurst und Oktoberfest. Was mir immer wieder auffällt ist, dass München wohl tatsächlich die nördlichste Stadt Italiens ist. Sobald das Wet-ter es zulässt, sitzen die Menschen draußen, oder an der Isar, und zwar sehr entspannt. Das gefällt mir schon sehr, ist aber für mich trotzdem kein Grund, FC Bayern-Fan zu werden.
Das Interview führte Manuela Waberski